Viele Gemüse- und Balkonblumen-Sorten muss man selbst aussäen, da sie als Jungpflanzen im Handel kaum erhältlich sind. Hier geben wir Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zur Aussaat.
1. Ab wann kann ich Gemüse und Blumen aussäen?
2. Brauche ich spezielle Aussaat-Erde?
Sie sollten zur Aussaat von Blumen und Gemüse auf jeden Fall richtige Aussaat-Erde verwenden. Sie enthält im Gegensatz zu herkömmlicher Pflanzerde kaum Nährstoffe, damit die Sämlinge nicht gleich überfüttert werden, sondern zur Nährstoffversorgung kräftige Wurzeln ausbilden müssen. Gute Aussaat-Erde wird bei der Herstellung mit heißem Wasserdampf sterilisiert, um Pilzsporen und andere Krankheitserreger abzutöten. Tipp: Füllen Sie Ihre Aussaat-Gefäße zur Hälfte mit herkömmlicher Pflanzerde und verteilen Sie darauf eine gleich starke Schicht Aussaat-Erde. So bilden die Sämlinge zunächst viele Wurzeln und wachsen anschließend in die nährstoffreichere Erdschicht hinein.
3. Ist das Vorziehen von Gemüse und Sommerblumen sinnvoll?
Das hängt davon ab, um welche Pflanzen es sich handelt. Wärmebedürftige Gemüsearten wie Tomaten, Auberginen und Gurken sollten Sie immer vorziehen, weil die Vegetationsperiode im Freiland sonst kaum ausreicht, um reiche Ernten einzufahren. Kohlarten ziehen Sie am besten im Gewächshaus oder Frühbeetkasten vor; sie brauchen sonst ebenfalls sehr lange bis zur Erntereife. Auch klassische Balkonblumen wie Petunien oder Fleißiges Lieschen müssen unter Glas ausgesät werden, damit sie zum Start der Terrassensaison im Mai kräftig genug sind und die Blüte nicht zu spät einsetzt. Einjährige Kletterpflanzen wie Duft-Wicke (Lathyrus) oder Prunkwinde (Ipomoea) bieten schnelleren Sichtschutz, wenn sie frühzeitig ausgesät werden. Bei den meisten Gemüsearten und Sommerblumen ist die Direkt-Aussaat ins Beet allerdings die einfachere und bessere Methode.
4. Soll ich in Anzucht-Schalen aussäen oder in einzelne Töpfe?
Wenn das Saatgut – beispielsweise bei Tomaten – relativ grobkörnig ist und zuverlässig keimt, spricht nichts gegen eine Aussaat von jeweils zwei bis vier Samen in kleine Blumentöpfe. Vorteil: Sie können die Sämlinge später einfach vereinzeln und sparen sich das aufwändigere Pikieren. Feines Saatgut hingegen säen Sie besser in Schalen aus, denn dann können Sie sich aus einer Vielzahl von Sämlingen die kräftigsten aussuchen. Ein guter Kompromiss ist die im professionellen Gartenbau übliche Aussaat in Multitopf- oder Quickpotplatten: Die jungen Sämlinge werden nach dem Keimen mit kleinen Erdballen in größere Töpfe umgepflanzt und wachsen ohne Unterbrechung weiter, weil die Wurzeln dabei kaum beschädigt werden.
5. Wie erreiche ich, dass sich feines Saatgut besser verteilt?
In der Praxis erweist sich die gleichmäßige Aussaat von feinem Saatgut oft als schwierig. In diesem Fall hilft folgender Trick: Mischen Sie das Saatgut einfach mit möglichst feinem, trockenem Quarzsand und streuen Sie das Sand-Samen-Gemisch anschließend auf dem Saatbett aus. Bei flächiger Aussaat können Sie die Samen auch einfach in ein Küchen- oder Teesieb mit passender Maschengröße füllen und anschließend wie Puderzucker auf einem Kuchen ausstreuen.
6. Ist eine Abdeckung der Aussaat-Behälter zu empfehlen?
7. Wie muss ich Licht- und Dunkelkeimer aussäen?
Für die meisten Pflanzenarten spielt es keine Rolle, ob sie bei der Aussaat stärker oder weniger stark mit Erde bedeckt werden. Einige Pflanzen haben aber besondere Ansprüche: Lichtkeimer wie zum Beispiel Dill, Kresse, Sellerie, Fingerhut und Löwenmäulchen benötigen, wie der Name schon sagt, eine gewisse Lichtmenge, damit der Keim-Impuls im Samenkorn ausgelöst wird. Oft sind die Samen sehr klein und die Keimlinge deshalb kaum im der Lage, stärkere Erdschichten zu durchdringen. Die Samen der Lichtkeimer werden auf die Aussaaterde gestreut, mit einem flachen Holzbrett leicht in das Saatbett gedrückt und anschließend mit einer dünnen Schicht Sand übersiebt. Zum Anfeuchten verwenden Sie am besten eine Sprühflasche oder eine Gießkanne mit feiner Brause, damit die Samenkörner nicht wegschwimmen.
Dunkelkeimer wie Kürbis, Zuckermais, Lupinen, Stiefmütterchen und Stockrosen brauchen zur Keimung Dunkelheit und müssen deshalb mit einer ausreichend starken Erdschicht bedeckt sein. Zudem erzielen Sie bei einigen Arten eine höhere Keimquote, wenn Sie die Aussaat-Kisten bis zur Keimung in einem abgedunkelten Raum lagern oder das Gemüsebeet mit schwarzer Folie abdecken.
Wenn Sie die Keimbedingungen einer Pflanze nicht kennen, liegen Sie mit folgender Faustregel zu 99 Prozent richtig: Bedecken Sie alle Samen mit einer Sand- oder Erdschicht, die bei staubfeinem Saatgut höchstens dem einfachen bis doppelten und bei größeren Samenkörnern dem dreifachen bis vierfachen Korndurchmesser entspricht.
8. Warum keimen meine Staudensamen nicht?
9. Wie erkenne ich den richtigen Zeitpunkt zum Pikieren?
Der Zeitpunkt zum Pikieren ist gekommen, wenn sich die Keimblätter und die ersten richtigen Blätter entfaltet haben. Bei Pflanzen ohne spezielle Keimblätter warten Sie so lange, bis sich das vierte Laubblatt zu sehen ist. Grundsätzlich gilt: Je früher Sie die Sämlinge pikieren, desto kleiner ist die Wachstumsunterbrechung, weil kleinere Pflanzen schneller und zuverlässiger anwachsen als größere. Außerdem machen sich die Sämlinge in Aussaat-Schalen schnell gegenseitig das Licht streitig, wenn Sie mit dem Pikieren zu lange warten.
10. Wann können die vorgezogenen Pflanzen nach draußen?
Der optimale Zeitraum für das Auspflanzen der eigenen Anzucht hängt vor allem vom Witterungsverlauf ab, da fast alle Gemüse- und Balkonblumenarten frostempfindlich sind. Zur Sicherheit sollten Sie die Eisheiligen (etwa Mitte Mai) abwarten, bis Sie Ihre Jungpflanzen ins Gartenbeet oder in den Balkonkasten setzen. Selbst ausgesäte winterharte Pflanzen können Sie hingegen gleich im Frühjahr in den Garten umsiedeln. Wichtig: Pflanzen, die zuvor im Gewächshaus oder auf der Fensterbank gestanden haben, vertragen weder starke Sonneneinstrahlung noch niedrige Temperaturen. Um Blattverbrennungen oder Temperaturschocks zu vermeiden, sollten Sie die Jungpflanzen daher mit temperiertem Wasser angießen und in den ersten Tagen nach dem Auspflanzen mit einem Schattiernetz abdecken. Kübelpflanzen und frisch bepflanzte Balkonkästen sollten für die ersten paar Tage an der frischen Luft möglichst schattig stehen.